12.4.09

Spermienanalyse: Hyperaktivität hilft Samenzellen bei der Befruchtung

Um in eine Eizelle dringen zu können, bewegen sich Spermien schnell und stark. Ist das Gen für diese Bewegung mutiert, wird eine Befruchtung schwierig. Von diesen Erkenntnissen erhoffen sich Forscher nun ein Medikament zur Schwangerschaftsverhütung - für den Mann.

Die Wissenschaftler waren eigentlich aus einem ganz anderen Grund da: Sie wollten iranische Familien, bei denen eine erblich bedingte Form der Taubheit häufiger vorkommt, genetisch untersuchen. Unter ihren Proben von DNA-Material befand sich auch Ejakulat der Männer, das die Forscher genetisch untersuchten. Dabei entdeckten sie bei zwei Familien eine offenbar erblich bedingte Unfruchtbarkeit, die nach Angaben der Wissenschaftler möglicherweise sogar einen neuen Ansatzpunkt für die Empfängnisverhütung sein könnte.

 

Männliche Samenzellen: Keine Chance ohne HyperaktivitätBei der routinemäßigen Spermienanalyse bemerkten die Wissenschaftler um Richard Smith von der Abteilung für Humangenetik an der University of Iowa City, dass sich die Samenzellen der Männer zu langsam bewegten. Daraufhin analysierten sie die Zellen genetisch - und fanden zwei Mutationen im sogenannten Catsper1-Gen, wie sie in der Fachzeitschrift "American Journal of Human Genetics" berichten. Wie Tierversuche von Forschern der Harvard University zuvor ergeben hatten, ist das Gen unter normalen Umständen dafür verantwortlich, dass sich Spermien vor dem Eintritt in die Eizelle besonders stark und schnell bewegen. Fehlt das Gen, wird eine Befruchtung schwierig.

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Mutation beim Menschen ähnliche Auswirkungen hat wie das Fehlen des Catsper1-Gens bei Mäusen, das die Hyperaktivität von Spermien verhindert", sagte Co-Autor Michael Hildebrand. "Die Identifizierung von Zielen wie das Catsper1-Gen, die eine wichtige Rolle im Fruchtbarkeitsprozess spielen, könnten neue Ansatzpunkte für eine pharmakologische männliche Kontrazeption sein."

Umfragen zufolge wären viele Männer durchaus bereit, ein Mittel zu schlucken, um eine Schwangerschaft bei der Partnerin zu verhindern. Bislang können nur Frauen medikamentös verhüten, indem sie eine Spirale tragen oder die Pille schlucken. Der Mann hat derzeit neben einem Kondom die Möglichkeit einer Sterilisierung, bei der die Samenleiter jedoch durchtrennt werden müssen.

3.4.09

Mutiertes Gen macht Männer unfruchtbar

 

Ein Spermium durchdringt die Eihülle (Schemazeichnung)

Noch immer gibt es keine Pille als Verhütungsmittel für den Mann. Doch der Nachweis eines mutierten Gens als eine Ursache männlicher Unfruchtbarkeit könnte jetzt helfen, diesem Ziel näher zu kommen. Das von amerikanischen und iranischen Forschern identifizierte Gen bewirkt die Produktion eines Proteins, welches die Spermien zum Eindringen in Eizellen benötigen. Wenn es durch eine Art Impfung oder andere Maßnahmen gelingt, dieses Protein zu blockieren, könnten keine befruchtungsfähigen Spermien mehr entstehen, schreiben die Mediziner im "American Journal of Human Genetics".

"Wir haben das Gen CATSPER1 identifiziert, das als Ursache für männliche Unfruchtbarkeit eine Rolle spielt. Das könnte helfen, die Unfruchtbarkeit zu behandeln oder neue Methoden für männliche Verhütung zu entwickeln", sagt Michael Hildebrand von der University of Iowa. Zusammen mit amerikanischen Kollegen und iranischen Medizinern der University of Social Welfare and Rehabilitation Sciences in Teheran ist es ihm durch Genanalysen gelungen nachzuweisen, dass Mutationen im CATSPER1-Gen für männliche Unfruchtbarkeit in zwei untersuchten iranischen Familien verantwortlich ist.

Genetisch veränderte Mäuse, denen dieses Gen ganz fehlte, bildeten Spermien, deren Beweglichkeit eingeschränkt war. Insbesondere waren sie nicht mehr in der Lage, durch "hyperaktive" Beweglichkeit die Hülle der Eizelle zu durchdringen. Nur ein intaktes CATSPER1-Gen sorgt offenbar dafür, dass die Spermien ein für die Hyperaktivität nötiges Protein bilden. Dessen Blockade durch einen pharmakologischen Wirkstoff oder eine Impfung, so die Autoren, könnte eine Verhütung bewirken, ohne Nebenwirkungen auszulösen. Für eine hohe Akzeptanz müsste allerdings sichergestellt sein, dass die Behandlung auf Wunsch vollständig rückgängig gemacht werden kann.